Kupfer gibt Gebäuden einen einzigartigen Charakter
Bedeutende internationale Architekten und Designer – wie David Chipperfield, Norman Foster oder Tom Dixon – setzen immer öfter auf Kupfer oder seine Legierungen wie Messing und Bronze, um ihre Objekte in Szene zu setzen. Neben seinen zahlreichen technischen Vorzügen wie Langlebigkeit oder gute Verarbeitbarkeit überzeugt das Material dabei insbesondere auch durch seine spezifische Ästhetik und sein Farbspektrum. Auf Einladung des Deutschen Kupferinstituts diskutierten jetzt die renommierten Architekten Schineis_Hiendl, ein mit dem European Copper Award ausgezeichnetes Architektenteam aus Augsburg, über die Faszination und die Zukunft von Kupferwerkstoffen in architektonischen Anwendungen. Ihr Resümee: „Kupfer ist längst Trend. Jedes Bauwerk, jedes Detail, das mit Kupfer ausgeführt wird, wird eine Wertsteigerung erleben, die wir heute noch gar nicht in Worte oder Zahlen fassen können.“
Kupfer war eines der ersten Metalle, das von Menschen verwendet wurde und ist eines der ältesten Baumaterialien – mit einzigartigen Eigenschaften. Das zwanzigste Jahrhundert definierte die Rolle von Kupfer in der Architektur neu: weg von der historischen Bedeutung als dauerhafte Dachdeckung oder Accessoire im Innenbereich – hin zu einem flexibel einsetzbaren architektonischen Material für alle Oberflächen einschließlich Wände sowie Fassaden. Die Formbarkeit von Kupfer macht es möglich: alle Elemente und Formen lassen sich mit minimalen Einschränkungen aus Kupferwerkstoffen realisieren. Oberflächen dürfen flach, gekrümmt oder facettiert sein und jede Neigung haben, können perforiert, als Netzgitter oder als amorphe Strukturen, Wellenformen, organische dreidimensionale Muster ausgeführt werden. So entstehen beispielsweise die unterschiedlichsten Transparenzgrade, von fast vollständiger bis hin zu gedämpfter Lichtdurchlässigkeit. Moderne Architekten nutzen diese Eigenschaften, unterstreichen damit die Gebäudeform und halten die materielle Kontinuität. Kupferwerkstoffe lassen sich außerdem optimal mit nahezu jedem anderen Baustoff kombinieren – Holz, Stein, Ziegel oder auch Glas.
Lebendiges Material mit Charme
Welchen Reiz das vielseitige Material auf Architekten ausübt, erklärten Regina Schineis und Stefan Hiendl, die mit ihrem Architekturbüro schon zahlreiche Projekte mit Kupferwerkstoffen geplant und ausgeführt haben: „Das Material Kupfer besticht durch seine Langlebigkeit, seine Nachhaltigkeit und in seiner Anmutung, die sich täglich verändert, changierend je nach Licht andere Farbtöne wiedergibt. Das Altern, die Veränderung der Patina als wesentliches Gestaltmerkmal fasziniert uns.“
Kupfer und seine Legierungen bieten ein reiches Farbspektrum. Mit der Zeit verändern Kupferoberflächen durch den natürlich ablaufenden Patinierungsprozess ihre Farbe: von rötlich über braun bis hellgrün oder auch grünblau in Küstenorten. Die natürliche Entwicklung von Kupferpatina ist eine einzigartige Kupfer-Charakteristik. Kupfer gibt Gebäuden über die Jahre ein lebendiges Aussehen.
So genanntes „vorpatiniertes“ Kupfer ermöglicht es zudem in breitgefächerten Farbvarianten Gebäude bereits beim Baubeginn mit der gewünschten Patina auszustatten. Die aus dem Kupfer vorerzeugte Oxidschicht entspricht der über lange Zeiträume durch atmosphärische Einwirkung entstehenden natürlichen Kupferpatina. Architekten sind damit in der Lage, das endgültige Gesicht ihres Objektes auch von Anfang an festzulegen.
Doch neben den zahlreichen ästhetischen und kreativen Aspekten, die Kupferwerkstoffe in der Architektur und im Designbereich bieten, schätzen Regina Schineis und Stefan Hiendl auch die handfesten technischen Vorteile von Kupferwerkstoffen: „Wesentlich für uns ist die gute und einfache Formbarkeit und der hohe Vorfertigungsgrad, der möglich ist: ob als Oberfläche auf einer Platte verklebt im Innenbereich, als durchgängige Haut, die sich über ein Gebäude legt, als konstruktiver Schutz für Holzbauteile, Ecken, Kanten, Rundungen – alles in beinahe jeder Größe ist möglich. Zudem ist ein immer wichtigeres technisches Detail die 100prozentige Recyclingfähigkeit: Der Wert des Materiales bleibt erhalten, das Material kann wiederverwendet werden.“
Ökologischer und zuverlässiger Werkstoff
Dazu Dr. Anton Klassert, Geschäftsführer des Deutschen Kupferinstituts: „Kupfer hat viele positive Eigenschaften – es lässt sich gut verarbeiten, ist energieeffizient, zuverlässig, wartungsfrei und ein nachhaltiger Baustoff, der einfach zu recyceln ist. Viele Produkte, die in der Architektur verwendet werden, z. B. Fassadenelemente, werden zudem aus bereits recyceltem Kupfer hergestellt und erfüllen somit alle Anforderungen an nachhaltiges Bauen.“
Dazu werden von der Kupferindustrie Ökobilanzen erstellt, um die Nachhaltigkeit von Kupferprodukten transparenter zu gestalten. Außerdem werden basierend auf den Ökobilanzen „Ökologische Produktangaben“ veröffentlicht, um verlässliche quantitative Umweltinformationen über die Produkte bekannt zu machen, die auf unabhängigen, verifizierten Untersuchungen beruhen. „Die Langlebigkeit von Kupfer ist ein Hauptvorteil, der durch den komplexen Patinierungsvorgang entsteht, der eine extreme Haltbarkeit und einen perfekten Korrosionsschutz bei fast jeder Witterung gewährt“, so Klassert weiter. „Wie stark Kupferwerkstoffe mittlerweile in den Fokus von Architekten und Designern gekommen sind, sehen wir auch an den zahlreichen Anfragen, die uns zu diesem Thema erreichen. Aufgrund unserer technischen Kompetenz sind wir in der Lage, Tipps und Hilfen rund um Verarbeitung und Anwendung zu geben – ein Service, der übrigens auch bei anderen Einsatzbereichen gerne genutzt wird.“
Auszeichnungen für „Kupfer-Architektur“
Wie sehr Architekten inzwischen Kupfermaterialien schätzen, zeigt auch das große Interesse, das dem European Copper in Architecture Award entgegengebracht wird und bei dem das Architektenteam Schineis_Hiendl 2013 für die Kupferanwendungen am Strahlentherapiezentrum in Hof ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2015 wurden bereits mehr als 50 Projekte aus 17 Ländern eingereicht. Mit dem Architekturpreis soll zeitgenössische „kupferne“ Architektur einem internationalen Publikum bekannt gemacht werden. Um in Betracht kommen zu können, muss ein Projekt Dächer, Verkleidungen oder andere prominente architektonische Elemente aus Kupfer oder Kupferlegierungen umfassen. In den Vorjahren gehörten auch Architekten aus Deutschland und Österreich zu den Preisträgern. Ein Gremium von Architekten und Kritikern – darunter einige der einflussreichsten Designer Europas – bewertet anhand der eingereichten Bilder und Unterlagen die gesamte architektonische Qualität der Projekte im Kontext mit der Kupferanwendung. Zahlreiche Beispiele für kupferne Architektur und Informationen zum diesjährigen European Copper in Architecture Award sind auf der Webseite www.copperconcept.org/de zu finden.
Warme Farben für die Seele
Aber auch im Designbereich erlebt Kupfer – nicht zuletzt dank der begeisternden Kreativität von Designer wie Tom Dixon – eine wahre Renaissance und löst Edelstahl als bestimmendes Element im Interiorbereich immer mehr ab. Denn mit Kupfer kann man zahlreiche Stilrichtungen bedienen: klassisch oder modern, gemütlich oder reduziert. Lampen, Möbel oder andere Wohnaccessoires sind immer öfter nicht nur Zuhause zu finden, sondern prägen ebenso den individuellen Anspruch zahlreicher öffentlicher Einrichtungen wie Hotels, Restaurants oder Museen wie dem Experimentarium in Dänemark, den ehemaligen Unternehmenssitz der Metallgesellschaft in Frankfurt ebenso wie die neue Copper Bar in München oder das Hotel Stue in Berlin